Trainingsbereich zur Verselbstständigung

Trainingsgruppe gemäß §34, §35a, §41 in Verbindung mit §35a SGB VIII und §§ 53f SGB XII

Auch aus Kindern werden irgendwann Erwachsene. In unserem Trainingsbereich zur Verselbstständigung bieten wir älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten sowie erste Erfahrungen mit einer eigenen Haushaltsführung zu sammeln.

Die Verselbstständigungsgruppe dient als Vorbereitung und Übung für eine eigenständige und selbstverantwortliche Lebensführung. Auf dem Weg in ein eigenständiges und selbstständiges Leben stehen wir den jungen Erwachsenen unterstützend zur Seite. Mit unserer Hilfe lernen die jungen Erwachsenen, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen, diese zu erweitern und sich selbstständig neue Ziele zu setzen, die auch erreichbar sind.

So stehen im Trainingsbereich Themen wie das Führen eines Haushalts, das Verwalten des eigenen Geldes oder die Ausbilungsplatzsuche auf dem Tagesplan.


Die Wohngruppe zur Verselbstständigung | 1. Stufe

In der Wohngruppe zur Verselbstständigung leben die jungen Erwachsenen wie in einer WG zusammen. Jede*r Bewohner*in hat ein eigenes individuell mit allen wichtigen Möbeln ausgestattetes Zimmer. Die Wohngruppe verfügt über eine große Küche, zwei Badezimmer sowie einen Gemeinschaftsraum, der von allen Bewohner*innen genutzt werden kann. In der Wohngruppe sind rund um die Uhr pädagogische Fachkräfte anwesend, die den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterstützend zur Seite stehen.


Die binnendifferenzierte intensive Verselbständigung | 2. Stufe

Räumlich getrennt zu den anderen Bereichen bietet die binnendifferenzierte intensive Verselbstständigung acht Plätze, verteilt auf zwei Wohneinheiten. In die 2. Stufe können Klient*innen aus der Wohngruppe wechseln, die unter anderem ihre hauswirtschaftliche Versorgung schon eigenständig umsetzen können und schulisch oder beruflich angebunden sind – zur Sicherheit aber noch Unterstützung erhalten.


Die Apartments | 3. Stufe

Junge Erwachsene, die in ihrer Verselbstständigung schon so weit sind, dass sie eigenverantwortlich einem geregelten Tages- und Wochenablauf nachgehen und einen Haushalt allein führen können, finden in unseren drei separaten 1-Zimmer-Apartments die passende Wohnform. Auch den Bewohner*innen der Apartments stehen unsere pädagogischen
Fachkräfte weiterhin unterstützend zur Seite.


Die Arbeit im Trainingsbereich

Bevor ein Wechsel aus einer stationären  Wohngruppe oder ein direkter Einzug in den Trainingsbereich stattfinden kann, wird in einem Hilfeplangespräch die weitere schulische bzw. berufliche Perspektive des*r jungen Erwachsenen geklärt.

Um die für eine eigene Lebensführung notwendige Selbstständigkeit zu erlernen, durchlaufen die Bewohner*innen drei Stufen, in denen unterschiedliche alltägliche Aufgaben bearbeitet werden.

In jeder Stufe hat der*die Bewohner*in unterschiedliche Aufgaben, die für einen geregelten und selbstständig zu führenden Lebensalltag wichtig sind. Ziel ist es, dass selbstständig folgende Fragen beantwortet werden können: Wie plane ich meinen Tag, welche Aufgaben sind täglich zu erledigen, wie denke ich an Arzttermine, wie halte ich Termine ein, was möchte ich beruflich machen und wie gestalte ich meine Freizeit?


Partizipation

Im Rahmen der demokratischen und gesellschaftlichen Selbstbeteiligung wollen wir bei den Jugendlichen Entwicklungs- und Wachstumsprozesse fördern. Ziel ist eine größtmögliche individuelle Selbstständigkeit, Autonomie, Sozialkompetenz und Selbstentfaltung.

Wir begegnen den Klient*innen auf Augenhöhe, unterstützen sie, eigene Entscheidungen zu treffen, aktiv den Alltag im Trainingsbereich mitzugestalten und fördern ihr Recht auf Meinungsfreiheit und Beteiligung.

Bei der Hilfeplanung sehen wir die Jugendlichen und ihre Familien als „Experten“, die aktiv miteinbezogen werden, und ein Recht haben, sich eigenständige Ziele zu setzen und den Prozess zu gestalten.


Arbeitspädagogische Hilfen

Werktags von 9 - 12 Uhr können Jugendliche und junge Erwachsene, die noch keine individuelle Lebensperspektive entwickelt haben, arbeitspädagogische Angebote in den Bereichen Handwerk, Gärtnerei und Hauswirtschaft nutzen. Hier erhalten die jungen Menschen Unterstützung zur Einhaltung einer Tagesstruktur und können ihre Interessensbereiche für die Entwicklung einer persönlichen schulischen oder beruflichen Perspektive erkunden. Die Angebote sind kein Ersatz für die Schulpflicht oder Ausbildungsmaßnahmen.


Careleaver

Auf dem Weg in ein eigenständiges Leben verlassen die Klient*innen im jungen Erwachsenenalter die Hilfe durch unsere Einrichtung. Diese sogenannten Careleaver begleiten wir mit Beratungs- und Vernetzungs-Angeboten, um das aufgebaute Sicherheitsgefühl im Anschluss an das Leben in unserer Einrichtung zu erhalten. Die erworbenen Kompetenzen im wirklichen Leben zu stützen, zu festigen und zu erweitern, ist enorm wichtig für jeden dieser jungen Menschen. Und wichtig für uns als Gesellschaft. So umgesetzt sind die Gelder, die in die Förderung dieser jungen Menschen fließen, auch volkswirtschaftlich betrachtet Investitionen. Junge Menschen, die ihre eigene Zukunft in die Hand nehmen und sich an unserer Gesellschaft aktiv beteiligen, sind nun einmal die wichtigste Ressource unseres Landes.


Kooperationen

Im Rahmen der Begleitung der Jugendlichen im Trainingsbereich findet immer auch eine enge Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Berufsbildenden Schulen statt. Gemeinsam mit den Jugendlichen machen wir es uns zum Ziel, viele Entscheidungshilfen bei der Berufswahl zu bieten und sie dabei zu begleiten, ein Berufseinstiegsjahr oder ein Berufsvorbereitungsjahr erfolgreich zu absolvieren oder einen weiteren Schulabschluss zu erreichen. Darüber hinaus besteht immer auch eine intensive Kooperation mit verschiedenen Ausbildungsstätten, Schulen, Ärzt*innen, Ämtern oder der Agentur für Arbeit.


Soziale Kontakte / Freizeit

Um soziale Kompetenzen auch außerhalb des Trainingsbereichs, der Arbeit oder der berufsbildenden Schulen auszuprobieren, trainieren und entwickeln zu können, unterstützen wir die jungen Erwachsenen aktiv dabei, Mitglied in einem ortsansässigen Verein zu werden.

Gerade auch die Förderung durch Teilhabe an kommunalen Angeboten vor Ort ist uns sehr wichtig, denn wir wissen, dass wir den jungen Erwachsenen nur für eine bestimmte Zeit ein Zuhause bieten. Vor diesem Hintergrund muss die Inklusion in die sie umgebende Gesellschaft vor Ort ein zentraler Punkt unserer Förderung sein.


Elternarbeit

Eine wichtige Aufgabe, die den Fachkräften des Trainingsbereiches sehr am Herzen liegt, ist die Zusammenarbeit mit den Eltern und Herkunftsfamilien. So versuchen wir zusammen mit den jungen Erwachsenen, den Kontakt mit den Eltern zu halten oder auch wieder einen Kontakt aufzubauen. Auf freiwilliger Basis arbeiten wir daran, den Kontakt zu den Eltern, aber auch weiteren Familienmitgliedern wie Großeltern oder auch Geschwistern, aufrecht zu erhalten und zu pflegen.